100 Jahre Madrigalchor bei St. Anna in Augsburg

Der Madrigalchor bei St. Anna ist einer der ältesten Chöre der Fuggerstadt Augsburg. Die wichtigste Aufgabe des Chores besteht darin, in den evangelischen Kirchen Augsburg die Musica Sacra zu pflegen und Gottesdienste und Konzerte musikalisch zu gestalten. Der Madrigalchor bei St. Anna wurden 1922 auf Initiative des damaligen Annakantors Siegfried-Walter Choinanus gegründet.

Musikalisch prägend seit 1922

Siegfried W. Choinanus, seit 1918 Gesangslehrer am Stetteninstitut, übernahm 1919 die Leitung des Kirchenchors von St. Anna. Im Evangelischen  Gemeindeblatt für Augsburg und Umgebung vom 18.6.1922, erschien folgende Notiz:

„Von der Evang.-Luth. Gesamtkirchenverwaltung wurde Herr Siegfried Choinanus zum Kirchenmusikdirektor ernannt. Man verspricht sich von seiner Tätigkeit eine förderliche Zusammenfassung unserer hiesigen evang. Kirchenchöre und eine sachkundige Beratung auf kirchenmusikalischem Gebiete.“

Der Forderung nach einem übergemeindlichen Chor wurde mit einem Aufruf im evang. Gemeindeblatt vom 8.10.1922 Rechnung getragen.

„Zur Gründung eines ständigen A-capella-Chores für Aufführung älterer Madrigale und protestantischer Kirchenmusik (Kantaten von J.S. Bach) werden musikalische Damen und Herren der Gesamtgemeinde hiermit aufgefordert, sich bei Kirchenmusikdirektor S. Choinanus, A 111, schriftlich anzumelden. Es sollen von November ab regelmäßige Proben (mittwochs von halb sieben oder sieben bis acht Uhr) stattfinden, doch kann das noch nach Verabredung bestimmt werden. Bekannt ist schon zur Weihnachtszeit u.a. Joh. Eccards achtstimmigen Doppelchor ‚O Freude über Freude‘ zur Aufführung zu bringen. Der A-capella-Chor soll eigens für Abendandachten, die in gewissen Abständen regelmäßig stattfinden sollen, erzogen werden. Wenn die Menge der alten Chorschöpfungen der Erbauung der evang. Gesamtgemeinde dienstbar gemacht werden soll, so kann das nur durch eine solche Vereinigung geschehen, deren Mitglieder sich der Schönheit dieser Aufgabe, die ernste Arbeit erfordert, bewußt sind – nicht nur nach der künstlerischen Seite hin, sondern auch im Hinblick auf die innerkirchliche Bedeutung.“

Daneben führte Choinanus nach einer kurzen Probenpause ab September den Kirchenchor von St. Anna fort. Geprobt wurde am Mittwoch, 8 Uhr. Erstmals erscheint die Mitwirkung der „,Evang. Madrigalvereinigung“ in einer Anzeige für ein „Geistliches Konzert in der Barfüßerkirche am Sonntag, den 5.11.1922 abends 5 Uhr.“ Neben anderen Chören sang ein „Halbchor“ der Evang. Madrigalvereinigung. Zur Aufführung gelangte die Kantate „Aus der Not der Zeit“ von Choinanus selbst. Das Konzert wurde veranstaltet vom Verein zur Erbauung einer Augsburger Konfessionskirche (die spätere St. Johannes-Kirche).

Am 11.12. 1922 wirkte die Evangelische Madrigalvereinigung neben anderen Chören an einer Weihnachtsmotette mit. Am Heiligen Abend sang die Evangelische Madrigalvereinigung Johannes Eccards achtstimmigen Doppelchor „O Freude über Freude“. Außerdem wirkte der verstärkte Kirchenchor von St. Anna mit.

Heute wird der der Chor von der Kirchengemeinde St. Anna und der evangelisch-lutherischen Gesamtkirchengemeinde Augsburg getragen. Der Madrigalchor bei St. Anna prägt als kirchliche Kulturinstitution das musikalische Leben Augsburgs in besonderer Weise und zählt zu den künstlerisch anerkannten Ensembles seiner Art. Das Repertoire richtet sich an der geistlichen Vokalmusik aus und beinhaltet sowohl A-cappella-Werke vom Frühbarock bis zur Gegenwart als auch Oratorien, Passionen und Kantaten. Eine regelmäßige Zusammenarbeit verbindet den Chor mit der Capella St. Anna.

Autor: Georg Thum


rt1-Radiobeitrag zum 100-jährigen Jubiläum

Quelle: rt1 – Evangelische Redaktion